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BO101 073
" Döring
lieber das endergebuis der mit achsen-
knickung geheilten verderarmbruche bei
kindern
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O UBRARIES t;
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in 2010 with funding from
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Aus dep ehipurgrischen Poliklinik zu Kiel.
lieber das Endergebnis der mit Achsenknicküng ;
geheilten Yorderarmbrüche bei Kindern. ?
l; Inaugural-Dissertation
zur Erlangung der Üoctorwürde
der medizinischen Fakultät zu Kiel
vorgelegt von |^
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Franz Döring
approb. Arzt ^ ,
aus Münster i. AV.
KIEL
Druck von P. Peters
1895.
Aus der chirurgischen Poliklinik zu Kiel.
lieber das Endergebnis der mitÄcIisenkoickung
geheilten Yorderarmbriiche bei Kindern.
Inaugural-Dissertation
zur li]i*langung* der üoctorv^^ürde
der msdizinischen Fakultät zu Kie!
voi-gelegt von
Franz Döring
approb. Arzt
aus Münster i. AV.
KIEL
Druck von P. Peter i
1895.
D^3
Nr. 25.
Reetoratsjahr 1895/96.
Referent: Dr. W. Flemming-.
Zum Druck genehmigt: Dr. W. Flemming,
z. Z. Prodekan.
Seinen lieben Eltern
in inniger Liebe und Dankbarkeit
ge^vidmet vom "Verfasser.
Unter den Fracturen der Vorderarmknochen sind die
Brüche beider Knochen nächst denen des Radius am häufigsten.
Statistiken, wie solche von Bruns, König, Malgaigne u. a. auf-
gestellt sind, ergeben für die Fractur des Radius 9,6 Vo, des Vorder-
arms 8,7 7o, der Ulna allein 2,5 "/o, schliesshch der Fracturen des
Olecranon 1,2 %. Die Vorderarmfracturen kommen am häulEigsten im
Kindesalter vor, und zwar fallen die meisten in das erste De-
cennium. Einmal wegen der Häutigkeit ihres Vorkommens, dann
aber- auch wegen der Mannigfaltigkeit ihrer Complicationen ver-
dienen diese Brüche unser Interesse in besonders hohem Grade,
und es dürfte eine auch nur geringe Erweiterung der Kenntniss
derselben, der Art der Heilung und der Prognose, daher einige
Bedeutung haben. Wie oben gesagt, kommt die Vorderarmfractur
bei weitem am häufigsten im Kindesalter bis zu iO Jahren vor.
Nach einer Statistik von Bruns entfallen von 318 Vordeaarm-
fracturen auf die Zeit unter 10 Jahren 85
von
10—20
))
61
M
20—30
r.
59
11
30—40
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35
V
40—50
55
30
V
50—60
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31
11
60- 70
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70 -SO-
j;
5
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SO- 90
))
0
318
Die Aetiologie ist nach der Ansicht Malgaignes und vieler
anderer Chirurgen faststets eine directe, währendH amiltondieselbe
eher indirect durch Fall auf die Palma manus entstehen lässt. Soweit
es das untereDrittel des Vorderarms betrifft, schliesst sich Barden -
heuer auf Grund langjähriger Erfahrung und Beobachtung im
Kölner Bürgerhospitale letzterer AnsiQlit an, jedoch betont er,
dass im mittleren und oberen Drittel entschieden die directen
Ursachen praevahren. Ein Fall wird von Mal gaigne berichtet, wo
die Fractur durch Muskelaction zu st.-inde k;im. Es handelte sich
um einen 30jährigen Geisteskranken, der sich beim Graben beide
Vorderarmkiiochen brach. In den 36 von mir aufgeführten Fällen
sind 18 Brüche im unteren Drittel durch Fall auf die vola
manus, ein einziger durch directe Gew.ilt entstanden; in den beiden
oberen Dritteln sind neun Fracturen durch directe Gewalt, drei
durch Fall auf die vola, resp. das dorsuni manus entstanden.
In den vier übrigen Fällen liess sich eine genaue Aetiologie
nicht feststellen. Somit findet die Beobachtung Bardenheuer's
in nachstehend verzeichneten Beispielen im wesentlichen eine Be-
stätigung. Sofern die Fractur jugendliche Individuen betrifft,
handelt es sich in sehr vielen Fällen um Infractionen mit geringer
oder gar keiner Dislocation, während der Kiiickungswinkel meist
ein bedeutender ist. Im späteren Alter wiegen die completen
Brüche vor, mit meist queren Brachflächen und sehr breiten
Zacken. Bei der Heilung der Verde iiirmfracturen ist abgesehen
von den zu schweren Functionsstöningen führenden und häutig
auf unzweckmässiger Behandlung beruhenden Complicationen ins-
besondere die Heilung mit Achsenknickung von grossem
Interesse. Wie die Erfahrung lehrt, und allseits den Aeizteu
hinlänglich bekannt ist, pflegen die Vorderarmfracturen vornehm-
lich bei Kindern mit mehr oder minder stark ausgeprägter Achsen-
knickung, bei welcher der Scheitel des Winkels nach der Streck-
seite liegt, zu heilen und dadurch eine Deformität zu hinterlassen.
Die Function ist hierbei in keiner Weise beeinträchtigt. Der
Grund für diese fehlerhafte Verheilung der Fragmente dürfte in
dem Ueberwiegen der Flexoren des Unterarms gegenüber den
Extensoren zu suchen sein; dazu kommt, dass der anatomische
Bau des Radius und der Ulna normaler Weise eine geringe dor-
sale Wölbung bedingt, wodurch das Ausweichen der Fragmente
nach den Extensoren, der Seite des geringsten Widerstandes be-
günstigt wird. Als weiterer Grund wäre hinzuzufügen, die Schwie-
rigkeit einer gehörigen Behandlung der Vorderarmfracturen bei
Kindern, welche um so grösser ist, je kleiner das Kind ist. Will
man die norniule Stellung nach der Einrichtung erhalten, dann
muss nitin einen staiken Druck ausühen und zwar einen so star-
ken, dass Druckbrand entsteht, bei einem geringeren Druck stellt
sich die Knickung wieder her. Während bei anderen Fracturen
eine schiefe Heilung meistens eine gewaltsame Correction indicirt,
hegte man bei den im Kindesalter acquirirten Vorderarmbrüchen
schon früh die Vermutung, dass sich die Achsenknickung im Ver-
laufe längerer Zeit durch physiologische Processe spontan aus-
gleichen würde, und beschränkte sich in den meisten Fällen auf
Massage der deformirten Extremität, Als wirksame Factoren bei
der Ausgleichung sind Resorptions- und formative Processe an-
zunehmen, während physicalische Kräfte, wie Druck und Zug,
die Anregung zu den physiologischen Vorgängen geben. In grossen
Zügen liesse sich die Theorie etwa folgendermnssen entwickeln j
Denkt man sich die Vordem rmknochcn an beliebiger Stelle so
geknickt, ad hoc so winklich verheilt, dass die Concavität volar
die Convexität dorsal sieht, so würden gemäss dem Gesetz, — dass
jeder elastische Körper, der an einem festen Körper wirksam befestigt
ist, sich in die Achse desselben, bezw. der Achse parallel zu stellen
strebt, — die Extensoren auf die Convexitas der Knochen einen
Druck ausüben, während die Flexoren auf die Concavität einen Zug
wirken lassen. Wir haben also an der Convexität einen Druck,
an der Concavität einen Zug, die von aussen her auf das Periost
wirken; in der Knochenmasse dagegen an der Concavität eine
Belastung, an der Convexität eine Entlastung, beides bewirkt an
der Concavität eine Neubildung von Knochenmasse, an der Con-
vexität aber einen Schwund. Bei der Function des Armes ist
sowohl Druck als Zug wirksam, und zwar vorwiegend in der
Richtung der Längsachse des Unterarmes. Dem Satze: ubi irri-
tatio, ibi affluxus, entsprechend, findet bei Druck auf den Vor-
derarm in der Richtung der Längsachse eine Reizung und Be-
lastung der Knochenmasse vorwiegend an der Winkelspitze in
der Concavität statt, wodurch eine Anbildung von Knochensub-
stanz in der Concavität und somit eine allmähliche Ausgleichung
derselben hervorgerufen wird, dagegen eine Entlastung an der
convexen Seite, wodurch eine Auflockerung der Knochenmasse
daselbst entsteht, und eine endhche Resorption derselben ; denn
8
wie jedes andere Gewebe, so pflegt auch der Knochen, Avenn er
seiner Function überhoben ist, dem Schwund oder der Resorption
zu verfallen. Ein Zug in der Längsrichtung des Armes, — wie
,das beim Tragen mit herabhängendem Arm geschieht, — streckt
den Winkel, und wirkt so ebenfalls im Sinn einer Ausgleichung
der Deformität. Dass die Function und zweckmässige Belastung
wesentliche Factoren bei der Ausgleichung deform geheilter Brüche
sind, beweist vorstehender Fall, wo eine intra partum entstandene
und spontan mit Winkelstellung verheilte Oberschenkelfractur
nach neun Jahren einen , fast unveränderten Befund bietet, was
einmal auf die horizontale Stellung desFemur beim Sitzen, dann
aber besonders auf die Belastung demselben durch das Ivörper-
gewicht zurückzuführen ist.
A. W. (86. 1632) Durch ein trauma intra partum wurde
der rechte Oberschenkel fracturirt. Die Fractur wurde nicht be-
handelt und heilte spontan in Winkel Stellung. Als das Kind 8
Wochen alt in der chirurg. Pohklinik zu Kiel vorgestellt wurde,
waren die Fragmente fest verheilt unter bedeutender Calluswuche-
rung. Es bestand eine betächtliche winkhge Knickung, der Scheitel
des Winkels lag nach aussen und vorn. Ein operativer Eingriff
wurde von Seiten der Eltern abgelehnt. Bis auf die gegenwärtige
Zeit hat sich die Achsenknickung erhalten, das Femur ist an der
Fracturstelle erheblich verdickt, es besteht eine Yerwölbung nach
vorn und aussen. Der Umfang beträgt an dieser Stelle rechts
32,5, links 31 cm, das rechte Bein misst vom trochanter maior
zum capitulum fibulae 26 cm, das linke Bein 28 cm. Somit hat
sich die Achsenknickung innerhalb 9 Jahren nicht ausgeglichen,
es ist eine Verkürzung des Beines um 2 cm und geringe Func-
tionsstörung vorhanden.
Um die Vorgänge bei der Heilung von Fracturen, sowie
die Ilesorj)tions- und Ausgleichungprocesse bei deform oder mit
starker Dislocation spontan geheilten Fractui-en zu studiren, sind
vielfach Tierversuche angestellt worden, deren Resultate alsdann
auf die Knochenbrüche bei Menschen übertragen und angewendet
sind. Nach Gurlt ist letzteres unter allen Umständen gestattet.
In seinem Werke über Knochenbrüche sagt . er pag. 265. „Es
möge liier znnäclist angeführt werden, dass ich (!inen wesentlichen
Unterschied /wischen dem Heilungsprocess der Knochenbrücho
hei Tieicn und Menschen, für welchen namentlich Stanley und
Paget sicli aussprechen, nicht anerkennen kann," An einer an-
deren SteHe: ..Ich behau])te, dass die Art der Heilung selbst,
unter gleichen anatomischen Bedingungen, bei Menschen und
Tieren dieselbe ist, wie ich dies durch eine Anzahl mitzuteilender
Sectionen, die nach Verlauf einer genau bekannten Zeit bei
INfenschen angestellt wurden, und einen Vergleich dei'selben mit
den Ei'gebnissen der Experimente an Tieren darthun werde.''
Somit dürften Tierversuche, die in diesem Sinne angestellt werden,
für die Kenntniss der Heilungsvorgänge bei Fracturen des Men-
schen von gi'össter Bedeutung sein, und es küimten solche ferner-
hin geeignet sein, zu demonstriren, in welcher Weise, in welchem
Grade, endlich in welcher Zeit sich schief geheilte Fracturen aus-
gleichen, i. e. zu ihrer ursprünglichen anatomischen Beschaffenheit
zurückkehren. Vorliegendes Tliem.-i, welches sich mit der Frage
beschäftigt, ob die mit Achsenknickung geheilten Fracturen bei
Kindern im Laufe der Zeit eine spontane Ausgleichung erfahren,
oder ob die Deformität bestehen bleibt, würde für den Fall, dass
eine Ausgleichung in der That zu Stande käme, somit in Tier-
experimenten seine wissenschaftliche Erklärung und Begründung
finden. In Ermangelung eigenen Versuchsmaterials, sei mir ge-
stattet, auf die in Gurlts Handbuch der Knochenbruchlehre
pag. 270 befindlichen Ablfildungen hinzuweisen, welche künstlich
an dei' Tibia von Kaninchen gemachte Fi'acturen in verschiedenen
Stadien darstellen. Es handelt sich hier um einen completen
Querbrucli mit dislocatio ad axin et at longitudinem. Die beiden
Fragmente bilden einen AA'^inkel von etwa 1 25 '*, das obere über-
ragt das untere um mehr als Daumenbreite, und steckt in einer
mit Blut ausgefüllten Ausbuchtun"- der Muskelmasse. Nach 21
Wochen ist die volllcominen geheilte Tibia an der Fi'acturstelle
glatt und von annähernd noi'maler Dicke. Die Achsenknickung
hat sich um v^cniges gestreckt, man bemerkt an der Concavität
der Winkeispitze eine Verdickung der substantia compacta, während
an der Convexität eine Auflockerung der Knochenmasse in ge-
ringem Grade kenntlich ist. Die Spitzen und hervorragenden
10
Teile der Fragmente sind völlig abgeschliffen und resorbirt. Nach
24 Wochen ist der Winkel nahezu gestreckt, er beträgt etwa
170 °, die Markhöhle ist fast vollkommen restituirt. Die vorher-
gehend entwickelte Theorie über die Causahtät der Ausgleichung
der anfänglichen Achsenknickung findet in diesen Versuchen keine
besondere Berücksichtigung, es ist daher eine Demonstration der-
selben an den Abbildungen nur andeutungsweise möglich. Ein
in diesem Sinne brauchbares Präparat bietet die pag. 173 be-
findliche Abbildung einer rachitischen Infraction aus dem Berliner
anat, Museum, wo sich an der Concavität des Knickungswinkels
eine bedeutende Wucherung der Callusmassen findet, während
diese an der Convexität gering ist, neben einer Auflockerung der
Knochensubstanz mit beginnender Obliteration der Markhöhle.
Diesen Versuchen zufolge würde man von dem mit Achsenknik-
kung geheilten Tibiafracturen bei Kaninchen annehmen müssen,
dass sie sich unter bestimmten umständen ausgleichen, doch ist
ein Schluss von diesen auf die Vorderarmbrüche bei Kindern
rücksichtlich des Resultates aus leicht ersichtlichen Grründen nicht
wohl angängig, vielmehr würde eine Analogie zwischen beiden nur
insofern aufrecht zu erhalten sein, als es die histologischen und nur
in beschränktem Masse die physikalischen Vorgänge betrifft. Um
bei letzteren das Endergebniss der Heilung festzustellen, würde
die Untersuchung einer genügenden Anzahl Vorderarmfracturen
verschieden lange Zeit nach erfolgter Heilung erforderlich und
maassgebend sein. In den von mir zi^ammengestellten XXXVI
Fällen konnte meistenteils durch die Anamnese die ursprüngliche
Heilung mit Achsenknickung constatirt werden; unter diesen be-
findet sich ein Fall von besonderem Interesse, bei dem ohne
Behandlung eine spontane Heilung mit bedeutender Deformität
erfolgte. Die Verschiedenheit des Alters der Fracturen, sowie
des Alters der Individuen gestattet ferner ein Urteil über die Ab-
hängigkeit der Heilungs- und Ausgleichungsprocesse von den zeit-
lichen Verhältnissen überhaupt, sowie auch von dem Lebensalter
des Menschen,
11
I. Fall. F. H. (86. 902) erlitt am 35. V. 86 im Alter von
IVa Jahren cliirch Fall von der Treppe eine fractura antibrachii
dextri in medio. Nacii vierwüchentlieher Fixation im Gypsver-
l)and licilte die Fractur mit Achsenknickiing, die Convcxitüt dorsal
gei'ichtet. so dass sich der Vater veranlasst sah, zwecks Correctur
der D(;formität nochmals ärztliche Hülfe in Anspruch zn nehmen.
Eine weitere Behandlung hat jedoch nicht stattgefunden. Die
gegenwärtige Inspection, Palpation und Messung ergeben normale
Verhältnisse, die Achsenknickung hat sich vollkommen ausge-
glichen, die Functionsfähigkeit ist nicht beeinträchtigt.
IT. Fall. F. St. (86. 1939) erlitt am 27. XI. 86 im Alter
von IV2 Jahren durch Fall vom Stuhl auf die vola manus eine
iiifractio antibrachii sinistri dicht oberhalb des Handgelenks. Der
Arm wurde drei Wochen im Verband getragen und heilte mit
dorsaler Achsenknickung. Nach Aussage der Mutter hat sich
die Deformität bald verloren, so dass ihr nach ca. einem Jahr
kein Unterschied zwischen beiden Armen mehr aufgefallen ist.
Die Untersuchung ergiebt in jeder Hinsicht normale Verhältnisse,
die Winkelstellung hat sich völlig ausgeglichen. Da der Knabe
Linkshänder ist, so ist dieser ehemals fracturirte Arm kräftiger
entwickelt als der rechte und durchaus fiinctionsfähig. An der
Fracturstelle beträgt der Umfang des linken Arms 13 cm, des
rechten 12,5 cm.
ni. Fall. W. B. (81. 571) zog sich am 26. VH. 81 im
Alter von V/4 Jahren eine infractio radii et ulnae zu. Ueber
nähere Umstände der Verletzung lässt sich gegenwärtig nichts
mehr eruiren, da der Mutter nur noch erinnerlich ist, dass das
Kind den Arm in einer Schiene getragen hat; über den Verlauf
und die Art der Heilung weiss sie nichts anzugeben. Die Unter-
suchung findet Ijeide Arme vollkommen normal, an keiner Stelle
sind Spuren einer Infraction vorhanden. Beschwerden oder Form-
differenzen sind der Patientin nie aufgefallen.
IV. Fall. D. M. (93. 1964) brach am 5. XI. 93 im Alter
von 2 Jahren bei einem Fall auf die vola manus beide Vorder-
12
armknochen rechterseits auf der- Grenze des oberen Drittels. Der
Arm wjurde 4 Wochen in einer Papplade fixirt und heilte mit
dorsal gelegener Achsenknickung. Der Mutter ist gesagt worden,
dass sich die Deformität mit der Zeit ausgleichen würde, was
nach der Ansicht derselben auch geschehen ist. Die Untersuchung
ergiebt noch eine schwach angedeutete Winkelstellung. Der
Knochen fühlt sich glatt an und ist nicht verdickt. Die Messung
beider Vorderarme ergiebt keine nennenswertlien Differenzen, die
Muskulatur des rechten Armes ist gut entwickelt und die Ge-
brauch sfähigkeit in keiner Weise behindert.
V. Fall. A. B. (85. 381) erlitt am 28. II. 85 im Alter
von 3 Jahren durch directe Gewalt eine fractura antibrachii dextri
zwischen mittlerem und oberem Drittel, indem sie von der Treppe
fiel und mit dem Armrücken gegen eine Treppenkante schlug.
Wie die Anamnese ergiebt, ist der Bruch das erste Mal schief
geheilt, dann von neuem fracturirt nnd wiederum drei Wochen
in Gyps gelegt. Nach Abnahme des Verl)andes soll eine seitliche
Verdickung und eine dorsale Achsenknickung bestanden haben,
von der man in späterer Zeit jedoch nichts mehr bemerkt haben
will. Gegenwärtig lässt sich das früliere Trauma nicht mehr
nachweisen, Stellung, Länge, Dicke und Agilität des Armes ver-
halten sich vollkommen normal.
VI. Fall. O. E. (80. 991) zog sich im Alter von 3 Jahren
a. 1880 eine infractio antibrachii dextri auf der Grenze zwischen
mittlerem und oberem Drittel za, dadurch dass ihm ein Schemel
auf den ausgestreckten Arm fiel. Nach dreiwöchentlicher Fixation
des Armes im Oontentivverband resultirte ein dicker „Wulst" auf
der Extensorenseite, welcher sich ohne jegliche Behandlung all-
mählich vei'loren haben soll. Gegenwärtig zeigt der Arm nor-
males Verhalten, von der Infraction ist nichts mehr nachweisbar.
VII. Fall. ■ A. H (80. 399) erlitt a. 80 im Alter von" 3
Jahren durch Fall vom Stuhl eine fra.ctura antibrachii sinistri
dicht oberhalb des Handgelenks. Die Heilung erfolgte unter
einem Schienenverband binnen kurzer Zeit, docli blieb nach Aus-
sagtj der Mutter eine deutlich sichtbare Verkrümmung des Vor-
13
derarmes zurück. Etwa aclit Tage nach erfolgter Heilung brach
Patient bei einem Fall von der Kellertreppe wiederum beide
Vorderarmknoclien auf der Grenze zwisclien mittlerem und oberem
Drittel. Die Fractur heilte mit erheblicher Deformität. Gegen-
wärtige Untersuchung ergiebt normale Verhältnisse, die Defor-
mität ist völlig ausgeglichen, die Function in nichts behindert.
Der linke, ehemals fracturirte Arm ist bedeutend kräftiger ent-
wickelt, als der rechte, welches auf eine erhöhte Inanspruchnahme
der linken Oberextremität zurückzuführen ist wegen einer intra
pastum ac(j[uirirten partiellen Ankylose des rechten Schulter-
gelenks.
VIII. Fall. H. S. (86. 453) erhtt im Alter von 4 Jahren
am 11. III. 86 eine fractura radii et ulnae in medio antibrachii
dextri durch Fall beim Glatteis auf die vola manus. Der Arm
wurde 3 Wochen in Gyps gelegt. Nach erfolgter Heilung resul-
tirte eine erhebliche dorsale Achsenknickung, die sich nach der
Aussage des Arztes im Laufe der Zeit verlieren sollte. Eine
weitere Behandlung hat nicht stattgefunden. Der Arm ist gegen-
wärtig normal und kräftig entwickelt, die Fracturstelle ist nicht
mehr nachzuweisen, die Function ungestört. Somit hat sich die
Achserdcnickung vollkonnnen ausgeglichen, innerhalb welcher Zeit
ist nicht mehr zu constatiren.
IX. Fall. R. K. (93. 1221) zog sich am 22. VII. 93 im
Alter von 4 Jahren eine infractio antibrachii dextri zwischen
unterem und mittlerem Drittel zu, durch Fall auf die vola manus.
Der Arm wurde 3 Wocljen in einer Papplade getragen, hinter-
her noch eine Zeitlang massirt. Es ist eine massige Verdickung
und vielleicht auch eine dorsale Winkelstellung der Fragmente
vorhanden gewesen, mit Bestimmtheit ist letzteres nicht zu er-
mitteln. Nach erfolgter Heilung war der Arm sofort functions-
fähig und ist es his jetzt auch geblieben. Die Untersuchung lässt
keinerlei Residuen des früheren traumas erkennen.
X. Fall. M. S. (83. 1353) brach im Alter von 4 Jahren
am 13. Vin. 83 in Folge eines Falles vom Stuhl den linken
14
Vorderarm auf der Grenze zwischen mittlerem und oberem Drittel.
Ein Arzt wurde nicht hinzugezogen, und es heilte die Fractur
spontan mit erheblicher Achsenknickung. Patientin wurde nun-
mehr von der Mutter zur chirurg. Poliklinik zu Kiel gebracht,
wurde aber der Behandlung entzogen, als ein operatives Ver-
fahren (Osteoklase) angeraten wurde. In der Folge hat eine
Behandlung der mit bedeutender Achsenknickung geheilten Fractur
nicht stattgefunden, doch ist die Deformität nach Aussage der
Mutter allmählich mehr und mehr verschwunden. Gegenwärtig
lässt sich der ehemals fracturirte Arm durch Inspection und
Palpation von dem gesunden nicht mehr unterscheiden. Beide
Arme sind gleich kräftig entwickelt, und die Agilität ist in keiner
Weise gestört. Längedifferenzen sind nicht vorhanden. Die
Achsenknickung hat sich somit vollkommen ausgeglichen.
XI. Fall. W. H. (83. 21) erlitt am 28. XII. 83 im Alter
von 4 Jahren eine infractio antibrachii dextri im oberen Drittel
durch Fall und Anschlagen des Armes gegen eine Treppenkante.
Der Arm wurde auf einem Handbrett fixiert und war nach ca.
3 Wochen geheilt, üeber nähere Umstände, sowie über den
Verlauf und die Art der Heilung ist jetzt nichts mehr zu er-
fahren. Gegenwärtig lässt sich von dem trauma nichts mehr
nachweisen, der Arm zeigt hinsichtlich der Stellung, Entwicklung
und Function völlig normales Verhalten.
XII. Fall. H. St. (92. 206) kam am 26. I. 92 in ärztliche
Behandlung wegen einer infractio antibrachii dextri auf der Grenze
zwischen mittlerem und oberem Drittel, welche er sich bei einem
Sturz aus dem Bett auf die vola manus zugezogen hat Patient
war damals 5 Jahre alt; er hat 3 Wochen eine Papplade ge-
tragen und ist dann längere Zeit hindurch massirt worden. Wie
die Mutter sagt, ist der Arm hernach noch nicht ganz gut ge-
wesen, er ist auf der Extensorenseite deutlich verdickt und leicht
gebogen gewesen, was sich aber später allmählich verloren haben
soll. Gegenwärtig fühlt man am Radius eine geringe Verdickung
an der Bruchstelle, auch ist noch eine geringe unauffälhge
Knickung dorsalwärts vorhanden. Der Arm missfc an dieser
15
Stelle im Umfang links 12,5, rechts 13 cm. Die P-unction ist
nicht heeinträchtigt.
XIII. Fall. M. W. (91. 1714) fracturirtc am 2. X. 91
im Alter von 5 J;iliren den rechten Vorderarm zwischen oberem
und mittlerem Drittel, indem er fiel und mit dem Arm gegen
einen Stein schlug. Eine kleine Narbe ist von jenem trauma
noch vorhanden. Nach 3 — 4wöchentlicher Fixation des Armes
in der Papplade resultirte eine läwgere Zeit andauernde Gebrauchs-
unfähigkeit und Deformität, so dass die Mutter glaubte, „es sei
noch nicht richtig mit dem Arm gewesen." Die gegenwärtige
Untersuchung des xA.rmes ergiebt normale Verhältnisse, die De-
formität hat sich völhg ausgeglichen, Functionsstörungen sind
nicht vorhanden.
XIV. Fall. A. S. (91. 1223) erlitt am 21. V. 91 im Alter
von 6 Jahren durch eine directe Gewalt eine infractio antibrachii
dextri auf der Grenze zwischen mittlerem und oberem Drittel,
indem sie fiel und mit der Dorsalseite des Unterarms gegen einen
kantigen Stein schlug. Das Kind ist gracil gebaut und anämisch.
Sie hat den Arm 4 Wochen im Fixationsverband getragen, und
will während der Zeit häufig unter Syncope-Anfällen gelitten
haben. Nach Abnahme des Verbandes ist sie längere Zeit
massirt worden, angebhch wegen einer Verdickung und einer
dorsal gelegenen Verbiegung des Unterarms. Die Functions-
fähigkeit ist lange Zeit hinterher in erheblichem Grade herabge-
setzt gewesen. Die gegenwärtige Untersuchung ergiebt normale
Verhältnisse, die Deformität und Achsenknickung sind vollkommen
ausgeglichen, die Function ist in keiner Weise behindert.
XV. Fall. W. H. (93. 1343) zog sich im Alter von 6
Jahren am 8. VIII. 93 gelegentlich eines Falles eine infractio
antibrachii sinistri im unteren Drittel zu. Es soll eine bedeutende
Winkelstellung vorhanden gewesen sein, welche auch nach er-
folgter Heilung verblieben ist. Die Heilung erfolgte sehr schnell
und ohne Störung innerhalb 14 Tagen. Die resultirende Defor-
mität soll sich in verhältnissmässig kurzer Zeit wieder verloren
16
haben; genauere Angaben hierüber fehlen. Die Untersuchung
ergiebt an dem verletzten Arm nichts abnormes^ abgesehen von
einer kleinen Rauhigkeit an der fracturirten Stelle. Die Beweg-
Hchkeit ist unbehindert, die von der Mutter angegebene Krüm-
mung ausgeglichen.
XVI. Fall. S. Seh. (91. 1686) fracturirte hn Altei- von
6 Jahren am 28. IX. 91 durch Sturz von einem Wagen mit
Aufschlagen des Armes auf einen Stein beide rechte Vorderarm-
knochen auf der Grenze zwischen mittlerem und oberem Drittel.
Der Arm wurde 4 Wochen in einer Papplade üxirl: und lieriuieh
mit Massage behandelt. Ueber Art der Heilung und Stellung
des Armes nach derselben ergiebt die Anamnese nichts. Die
gegenwärtige Untersuchung des ehemals fracturirten Annes con-
statirt normale Verhältnisse, Residuen von Callus oder einer
Achsenknickung sind nicht mehr vorhanden, die Function ist
unbehindert.
XVII. Fall. J. H. (83. 1521) erlitt im Alter von 6 Jahren
am 2. X. 83 eine infractio antibrachii sinistri dicht oberhalb des
Handgelenks durch Fall auf die vola manus. Nach erfolgter
Heilung im Schienenverband ist der Mutter aufgefallen, dass der
Arm nicht völlig gerade und lange Zeit ungleichmässig verdickt
gewesen ist. Die Deformität soll sich nach längerer Zeit all-
mählich von selbst verloren haben. Die Untersuchung des Armes
ergiebt einen normalen Befund hinsichtlich der Achsenstellung
der Vorderarmknochen, der Maassverhältnisse und Functions-
fähigkeit.
XVIII. Fall. W. D. (93. 1342) zog sich am 8. VIII. 93
im Alter von 7 Jahren eine infractio antibrachii sinistri im unteren
Drittel zu durch Fall auf die vola manus, Der Arm ist 4 Wochen
in einer Papplade, dann 8 Tage bei täglicher Massage in einer
Mitella getragen worden. Ueber den Verlauf und die Art der
Heilung ergiebt die Anamnese nichts. Der Bruch soll gut ge-
heilt, und die Beweglichkeit und Functionsfähigkeit bald wieder
hei'gestellt sein. Gegenwärtig lässt sich von der Infraction und
17
von oinci- Aclisoiikiiickung niclits melir nachweisen, der Ann zeigt
norni.'ilcs Verhalten.
XIX. Fall. M. H. (8(5.78) zog sich im Alter von 8 Jahren
.im I ;i. I. 86 eine infractio antibrachii dextri im unteren Drittel
zu. indem ei' l)('iiu Sclilitteiifahren fiel und mit dem rechten Arm
tiiitor den Schütten geriet. Der Bruch heilte sehr schnell unter
einem Gyi)sverband. Ueber die Art der Heilung und die Stellung
des Armes nach derselben ist nichts mehr zu ermitteln. Die
Untersuchung befindet den Arm völlig normal, von dem trauma
sind keine Residuen zurückgeblieben; die Fi-acturstelle ist ver-
wischt, beide Knochen sind glatt und vollkommen gerade. Func-
tionsstöruiig ist nicht vorhanden.
XX. Fall. E. J. (93. 262) ist am 13. II. 93 im Alter
von 8 Jaliren von der Treppe gefallen, wobei der linke Arm
gegen eine Treppenkante schlug, und hat eine infractio antibrachii
sinistri in modio davongetragen. Der Arm wurde nicht ärztlich
behandelt, sondern nur von der Mutter mit Oel eingerieben. Die
Fragmente verheilten winklig, sodass eine ziemlich erhebliche
Krümmung des Vorderarms resultirte. Die Gebrauchsunfähigkeit
des Armes, sowie ein erneuter, zweiter Fall veranlasste die Eltern,
ärztliche Hülfe in Anspruch zu nehmen. Es wurde in der Nar-
kose eine gewaltsame Extension vorgenommen, und ein Gypsver-
band angelegt. Nach Abnahme desselben, etwa nach 3 — 4 Wochen
standen die Fragmente wiederum in dorsaler Winkelstellung, welche
auch noch l)estand, als der Arm weiterhin 14 Tage in Gyps
gelegen hatte. Es wurde dann eine Zeitlang massirt und der
Ai-m in der Mitella getragen. Die gegenwärtige Inspection, Pal-
j)ation und Messung ergeben normale Befunde, die Achsenknickur^g
hat sich vollkommen ausgeglichen, die Function und Beweglich-
keit sind nicht beeinträchtigt.
XXI. Fall. W. N. (85. 1400) zog sich am 10. VIII. 85
im Alter von 8 Jahren durch Fall auf die vola manus eine in-
iVactio antibrachii sinistri zu, auf der Grenze zwischen mittlerem
und unterem Drittel. Dieselbe heilte innerhalb 3 Wochen ; nach
18
Abnahme des Verbandes bemerkte Patient eine bedeutende Ab-
magerung und Verkrümmung des Unterarmes. Die Beweglichkeit
war nicht behindert. Gegenwärtig, nach 10 Jahren, ist von der
Fractur nichts mehr zu entdecken, die Messung beider Arme
ergiebt keine Längedifferenzen, die Achsenknickung hat sich voll-
kommen ausgeglichen. Patient klagt über eine geringere Leistungs-
fähigkeit des ehemals fracturirten, linken Armes, doch lici^t der
Unterschied in der Entwickelung der Muskulatur und der Brauch-
barkeit des linken Armes gegenüber dem rechten keineswegs jen-
seits der physiologischen Breite.
XXII. Fall. W. W. (81. 1545) erlitt am 30. VIII. 84
im Alter von 8 Jahren eine infractio antibrachii dextri im unteren
Drittel durch Fall auf die vola manus. Der Arm wurde 3 Wochen
in einer Papplade getragen; nach Abnahme des Verbandes soll
nach Aussage der Mutter derselbe merklich dorsalwärts ausge-
bogen gewesen sein, auch waren längere Zeit Schmerzen und
Beschwerden bei Bewegungen vorhanden. Die gegenwärtige In-
spection, Palpation und Messung ergeben normale Befunde, die
Achsenknickung hat sich vollkommen ausgeglichen, die Function
ist unbehindert.
XXIIL Fall. W. P. (85. 68) zog sich am 24. IX. 85 im
Alter von 8 Jahren eine infr'ectio antibrachii sinistri zu, dicht
oberhalb des Handgelenks. Die Aetiologie war eine directe Ge-
walt, indem Patient fiel und mit dem Arm gegen die Kante eines
Prellsteines schlug. Der Bruch soll gut geheilt und eine voll-
kommene Gebrauchsfähigkeit des Armes nach erfolgter Heilung
vorhanden gewesen sein. Am 9. I. 85 fiel Patient auf dem
Eise und erlitt eine fractura antibrachii sinistri im oberen Drittel.
Nach der etwa innerhalb 4 Wochen erfolgten Heilung unterm
Schienenverband war eine so erhebliche Deformität vorhanden,
dass die Osteoklase mit nachfolgender Gradstellung vorgenommen
werden musste. Trotzdem resultirte eine erhebliche Achsenknickung
mit dorsal gelegener Convexität: auch soll eine beträchtliche
Schwäche des Armes zurückgeblieben sein. Gegenwärtige Unter-
suchung ergiebt an dem verletzten Arme nichts abnormes. Eadius
und Ulna fühlen sich glatt und eben an, die Achsenknickung ist
19
völlig ausgeglichen. Tjängodifferenzen zwischen heiden Vorder-
jiniien luid Functionsstöruiiifcn sind nicht voihanden, die Musku-
hitur ist kräftig entwickelt
XXIV. Fall. (93. 1428) J. M. erlitt im Alter von 10 Jahren
durch Fall und Aufschlagen des Armes auf einen Stein eine
fractura antibrachii sinistri zwischen mittlerem und oberem Drittel.
Nach Heilung der Fractur brach er denselben Arm dicht ober-
halb des Handgelenks durch Fall auf die vola manus. Vierzehn
Tage später wurde die Osteoclase vorgcnonunen wegen schiefer
Verheilung. Dann soll der Arm gut geheilt und keine Deformität
zurückgebliehen sein ; dagegen soll der erste Bruch eine geringe
dorsale Verbiegung luxch der Heilung hinterlassen haben. Bei
der Untersuchung erscheint der linke Arm im ganzen etwas stärker
dorsalwärts gebogen als der rechte, auf der Grenze zwischen
mittlerem und oberem Drittel fühlt man eine geringe Verdickung
des Radius und der Ulna. Eine Deformität ist nicht vorhanden,
desgleichen keine Maasdifferenzen zwischen beiden Unterarmen
jenseits der physiologischen Breite. Die Function ist unbehindert.
XXV. Fall. H. K. (82. 1269) fracturirte am 29. X 82
im Alter von 10 Jahren radius und ulna in medio antibrachii
dextri, indem sie von einem Wagen auf die vola manus fiel. Es
bestand eine bedeutende Dislocation der Fragmente. Nach
Bwöchentlicher Schienung hat Patientin den Arm noch 8 Tage
bei täglicher Massage in der Mitella getragen. Aus der Anam-
nese ergiebt sich, dass hinterher eine beträchtliche Calluswuclie-
rung bestanden hat, — es habe sich wie ein Banel um die Frac-
turstelle angefühlt; auch soll nach Abnahme des Verbandes der
Arm noch nicht ganz gerade gewesen sein. Die gegenwärtige
Untersuchung des rechten Armes ergiebt einen völlig normalen
Befund hinsichtlich der Achsenstellung der Vorderarmknochen,
der Maassverhältnisse und der Functionsfähigkeit.
XXVI. Fall. G. H. (91. 1343) zog sich im Alter von 10
Jahren eine fractura antibrachii sinistri zwischen mittlerem und
oberem Drittel zu, indem er beim Turnen direct auf den linken Arm
20
fiel. Der Arm ist 4 "Wochen in einer Papplade fixirt und dann
wegen einer wesentlichen Deformität 3 Wochen geknetet und in
der Mitella getragen worden. Während die Beweglichkeit sehr
schnell und vollkommen zurückgekehrt ist, hat sich die Wölbung
auf dem dorsum des Armes erst nach längerer Zeit verloren.
Gegenwärtig ist von der Fractur nichts mehr nachzuweisen ;
Inspection und Palpation lassen von der ehemaligen Deformität
nichts mehr erkennen. Die Function ist unbehindert.
XXVII. Fall. C. L. (87. 1838) erlitt am 13. X 87 im
Alter von 10 Jahren eine fractura antibrachii sinistri in der
Mitte des unteren Drittels durch Fall auf die vola manus. Der
Arm wurde 3 Wochen geschient, dann aber von neuem gebrochen,
weil er dorsalwärts stark winklig geknickt war. Trotzdem resul-
tirte eine erhebliche Deformität, — Achsenknickwng nach der
Extensorenseite, — welche lange Zeit bestand, so dass die Eltern
glaubten, dieselbe würde nicht wieder fortgehen. Im Verlaufe
von 3 Jahren soll sich die Deformität allmählig verloren haben.
Bei der gegenwärtigen Untersuchung lassen sich keine Residuen
der ehemaligen Verletzung mehr auffinden, die Achsenknickung
ist vollkommen ausgeglichen. Pathologische Längen- und Volums-
differenzen zwischen beiden Unterarmen sind nicht vorhanden.
XXVIII. Fall. 0. H. (85. 475) eriitt im Alter von 12
Jahren am 13. III. 85 eine infractio radii et uhiae in medio
antibrachii dextri. Bei geeigneter Behandlung heilte der Bruch
schnell. Ob nach der Heilung eine Deformität oder Achsen-
knickung bestanden hat, ist der Mutter nicht mehr erinnerlich.
Gegenwärtig ist von der Fractur nichts mehr nachzuweisen, der
Arm ist völlig gerade und bis vor wenigen Jahren in seiner
Function unbehindert gewesen. Die vorhandene Parese des
Armes ist auf ein Schädeltrauma zurückzuführen.
XXIX. Fall. H. St. (92. 2240) fracturirte am 2. XU 92
im Alter von 13 Jahren beide linke Vorderarmknochen im unteren,
Drittel, durch Fall auf die vola manus beim Springen. Patient
hat 2 Wochen eine Papplade getragen, nach Abnahme derselben
21
resultirte „ein Wulst" auf dem dorsuni antibrachii ; auch soll der
Arm nicht ganz gerade verheilt und eine Functionsstörung vor-
handen gewesen sein. Die Untersuchung ergiebt eine Ausglei-
chung der ehemaligen Deformität bis auf eine geringe Knochen-
verdickung an der Fracturst«lle und einen unmerkhchen Buckel
auf der Dorsalseite. Der Umfang beträgt hier beiderseits 15,5 cm.
Die Beweglichkeit ist vollkommen, doch ist die Function insofern
beeinträchtigt, als bei längerer Arbeit der früher fracturirte Arm
eher ermüdet, und derselbe dem Patienten in der Ausübung
seines Berufes als Schmied Schwierigkeiten bereitet.
XXX. Fall. H. R. (91. 1553) erlitt am 10. in. 91 im
Alter von 13 Jahren eine infractio antibrachii dextri dicht ober-
halb des Handgelenks, durch Fall auf die vola manus beim
Turnen. Xach 3wöchentlicher Fixation des Armes in einer Papp-
lade, soll der Arm „wieder gut" gewesen sein. Genaueres über
die Art und den Verlauf der Heilung ist nicht bekannt. Die
Aufnahme des stat. praes. ergiebt nichts abnormes an dem ver-
letzten Arm, Winkelstellung und Callus ist nicht vorhanden, die
Function unbehindert.
XXXI. Fall. F. M. (92. 1J87) fracturirte am 18. VI. 92
im Alter von 16 Jahren bei einem Fall von der Leiter beide
Vorderarmknochen linkerseits, dicht oberhalb des Handgelenks.
Der Arm wurde 5—6 Wochen geschient und dann eine Zeit lang
massirt. Die Fragmente heilten mit Achsenknickung, der Scheitel
des Winkels war nach der Extensoren- und Ulnarseite gerichtet,
und es sollte nach vorhergehender Correctuv der fehlerhaften
Stellung von neuem ein Gypsverband angelegt werden; Patient
entzog sich jedoch der Behandlung. Gegenwärtig lässt die Unter-
suchung noch im wesentlichen den damaligen Befund kurz nach
erfolgter Heilung erkennen, jedoch soll im Laufe der Zeit eine
erhebliche Ausgleichung der früheren Deformität stattgefunden
haben. Die Hand ist leicht adducirt, Ulna und Radius sind an
der Fracturstelle um ein geringes geknickt und ihre Fragmente
bilden einen Winkel, dessen Scheitel nach der Extensoren- und
Uhiarseite gerichtet ist. Druck auf das spatium interosseum ist
22
sclimerzhaft. Fimctionsstörungen sind nicht vorhanden, doch ist
längeres Arbeiten mit dem Arm wegen eintretender Ermattung
unmöglich. Die Musculatur ist an beiden Arnion gleich kräftig
entwickelt, Maassdifferenzen jenseits der physiologischen Breite
sind nicht vorhanden.
XXXII. Fall. W. H. (83. 27r.) erbtt am 6. X. 83 im
Alter von 33 Jahren eine fractura antibrachii sinistri dicht ober-
halb des Handgelenks durch Fall auf das dorsum manus. Die
Fractur wurde 14 Tage geschient und eben so lange in Gyps
gelegt, dann soll sie sehr gut geheilt gewesen sein. Es waren
nur die ersten Tage nach Abnahme des Verbandes Gefühllosig-
keit im Unterarm und in der Hand vorhanden. Status praes.:
es ist eine leichte Erhabenheit dorsal an der Fracturstelle schon
durch die Inspection erkennbar, Ulna und Radius sind dort nach
dem spatium interosseum und dorsal wärts geringen Grades ge-
knickt, die Peripherie dicht oberhalb des Handgelenks misst links,
also an dem beschädigten Arm 17 cm, rechterseits 18,5 cm.
Function ist unbehindert.
XXXIII. Fall. D. W. (90. 224;'.) fracturirte im Alter von
37 Jahren a. 1890 durch einen Fall auf die vola manus den
linken Vorderarm dicht oberhalb des Handgelenks. Nach 4wöchent-
licher Schienung war der Arm an der Fracturstelle bedeutend
verdickt und stand in dorsaler Winkelstellung, so dass die Osteo-
clase in Aussicht genommen wurde. Der Nachbehandlung ent-
zog sich Patientin bald, setzte aber zu Hause die Massage fort.
Stat. praes.: Ulna ist lateral und dorsal, Radius dorsal leicht
geknickt; die Fracturstelle ist im ganzen verdickt, der Arm misst
dort im Umfang 16,5 cm, der rechte Arm 15,5 cm. Bei anhal-
tender Arbeit, wie beim Waschen stellen sich lebhafte Schmerzen
und Schwellung des Handgelenks ein. Pro- und Supination sind
geringeren Grades behindert. Somit hat sich die Deformität
innerhalb 5 Jahre nur wenig ausgeglichen.
XXXIV. Fall. G. B. (83. 1838) zog sich am 7. XII. 83
im Alter von 39 Jahren durch Fall auf die vola manus beim
23
Glatteis eine fractura antibrachii sinistri flicht oberhalb des Hand-
gelenks zu. Der Arm wurde 4 Wochen in Gyps gelegt, später
massirt. Patientin will hinterher sehr viel Schmerzen und Be-
schwerden gehabt haben. Es ist ihr nur noch erinnerlich, dass
der Arm nach der Heilung etwas deform gewesen ist, genauere
Daten fehlen. Die Inspection lässt deutlich eine massige dorsale
Vorwülbung der Fracturstelie erkennen, volar und dorsal fühlt
man eine geringe Verdickung beider Knochen Der fracturirte
Arm misst an der betreffenden Stelle in der Peripherie 17,5 cm,
der rechte Arm 17 cm. Die Länge der Vorderarme ist beider-
seits gleich, die Function unbehindert. — In vorliegendem Falle
hat sich somit die Deformität innerhalb 12 Jahren trotz ener-
gischem und häufigem Gebrauch der Extremität nicht völlig aus-
geglichen. Ob eine Ausgleichung überhaupt stattgefunden hat,
oder in wie hohem Grade dies geschehen ist, lässt sich gegen-
wärtig nicht constatiren, da genauere Daten über den status da-
maliger Zeit fehlen.
XXXV. Fall, P. M. (89. 2038) erlitt am 31. X, 89 im
Alter von 9 Jahren eine infractio antibrachii dextri am unteren
Drittel durch Fall auf die vola rnanus. Der Arm wurde 3 Wochen
geschient und heilte mit erheblicher Verdickung und in dorsaler
Winkelstellung. Patient hat noch längere Zeit eine Mitella ge-
tragen und wurde täglich massirt, die Beweglichkeit war nicht
unei-heblich behindert. Nach Aussage der Mutter hat sich die
Deformität mehr und mehr verloren, so dass nach ca. 2 Jahren
keinerlei Unterschied zwischen beiden Armen bestanden hat. Die
Aufnahme des status konnte nicht erfolgen, da Patient a. 92 an
einer Meningitis tuberculosa gestorben ist.
XXXVI. Fall. 0. St. (84. 892) erlitt im Alter von IV2
Jahren am 24. V. 85 durch Fall auf die vola manus eine in-
fractio antibrachii dextri dicht oberhalb des Handgelenks. Die
Verletzung heilte unter einem Contentivverband innerhalb 14
Tagen. Die Mutter will nach erfolgter Heilung an der Dorsal-
s^ite dicht oberhalb des Handgelenks eine bucklige Auftreibung
b)inerkt haben, welche allmählich mit zunehmender Functions-
24
fähigkeit des Armes verschwunden ist. Nnch Verlauf von ca.
2 .Tahren soll von dem Bruch nichts mehr nachzuweisen gewesen
sein. Eine Aufnahme des status praes. konnte nicht erfolgen,
da Patient inzwischen gestorben ist.
Zur besseren Uebersicht der Fülle niö;j;e nachfolgende Ta-
belle dienen, bei welcher auf Alter 'Ics Patienten, Art und Dauer
der Behandlung, anfängliches Ergebnis und Endergebnis Rück-
sicht genommen ist.
Fall
Alter des
Patienten
Art und Dauer d.
BeliMndlung
Anfängl. Ergebn
Endergebnis
I.
IV2 .1.
Gyps verband
4 Wochen
Heilung mit
Achsenknickuni;'
Völlig. Ausgl. d.
Achsenkn. n. 9 .1.
IL
IV2 'T.
Gypsverband
5 Wochen
Heilung mit
Achsenknickung
Völlig. Ausgleich,
nach 9 Jahren
in.
IV4 J.
Schiene
—
Norm. Bef const.
nach 14 Jahren
IV.
2 .1.
Papplade
4 Wochen
Heilung mit
Achsenknickung
Voll. Ausgl. const.
nach 2 Jahren
V.
3 J
Gypsverband
3 Wochen
Heiig. m. erheb!
Achsenknickung
Norm. Bef. const.
nach 10 J.
VI.
3 J.
Holzschiene
3 Wochen
Heilung mit
Achsenknickung
Norm. Bef. const.
nach 1 5 Jahren
VII.
3 J.
Armschiene
Heil. ra. Verkr.
des Unterarms
Deformit. ausgegl.
const. n. 15 J.
VIII.
4 J.
Gypsverband
3 Wochen
Heiig. m. erhebl.
Achsenknickung
Achsenknickung
ausgeglich., const.
nach 9 Jahren
26
Fall
Aller (k's
Patienten
Art und Dauer der . ~ . ^^ ,
Behandlung " '^
Endcigchnis
IX.
4 .1.
Papplade
3 Wochen
Heiig. m.mässigei'
Achsenki>i(;kung
N(»ini:iler Befund
n. 2 Jaliren const.
X.
4 .1.
ohne Behandl.
Heiig. m. ei'liehl.
Achsenknickimg
Vollk. Ausgleich,
const. nach 12 .1.
XL
4 .1.
Handbrett
3 Wochen
un!)estimmt
Norm. Bef const.
nach 12 Jahren
XII.
5 J.
Papplade
3 Wochen
Heilung mit
Achsenknickimg
Nahezu viUl. Aus-
gleich innr. COIlSt.
nach 3 Jiihren
xni.
5 .1.
Papplade
3— 4 Wochen
Heilung m. unbe-
stimmt. Deformit.
Norm. Bof cour^t.
nach 4 Jahi'en
XIV.
6 J.
Armschiene
4 Wochen
Achseuknickung
und herabgesetzte
Function
Ausgleich. '!cr nli-
normen Ve:h;iltn.
const. n. 4 .1.
XV.
6 .1.
Schiene Hoilunj:!; mit
14 Tage Achsenkiiickung
Ausgl d. Knick,
const. n. 2 .1.
XVI.
6 J.
Papplade
4 Wochen
nicht zu ei'uiitteln
Norm. Bef. const.
nach 4 Jahren
XVII.
6 J
Armschiene
Heilnni^ mit ge- Normaler Befund
i'ingei" Defonniiät! const. n. 12 .1.
1
XVIII
7 J.
Papplade
4 Wochen
, Noi-maler Befund
nicht zu ermitteln ^ i ^ t
const. nach 2 J.
XIX.
8 J.
Gypsverband
Heilung erfolgte Norm. Befud
sehr schnell u. gut const. nach ^) .1.
XX.
8 J.
Gypsverband
3—4 Wochen
Heilung mit
Achsenknickung
Vollk. Ausgleich,
const. n.2V2 Jahr.
26
Fall
Alter des
Patienten
An und Dauei- der
Behandlung
Anfängl. Er-gebn.
Endergebnis
XXI.
8 .1.
Fixatiorisverb.
3 Wochen
Heilg. m. Achsen-
knick. u. erhebl.
Al)mag. d Armes
Vollkomm. Ausgl.
d. abn. Verhältn.
const. n. 10 Jahr.
XXII.
8 J.
Papp]ade
3 Wochen
Heiig. m. Achsen-
knickungu Func-
tionsstörung
Ausgleichung der
Knickung const.
nach 11 Jahren
XXIII
8 J.
Arm schiene
4 Wochen
Heilung mit
Achsenknickung
Ausgl. d. Deform,
constat. n. 10 J.
XXIV
10 J
Osteoclase
Heilung mit
Achsenknickung
Nahez. voll. Ausgl.
const. n. 2 Jahren
XXV.
10 .1.
Armschiene
5 Wochen
Heiig. m. massiger
Deformität
Normaler Befund
const. n. 13 Jahr.
XXVI
10 .1.
Papplade
4 Wochen
Heiig. m. Achsen-
knickung
Normaler Bc^fund
const. n. 4 Jahren
XXVI]
[ 10 J.
Armschiene
3 Wochen
Achsenknickung
n. d. Extensorens.
Voll. Ausgleichg.
const. n. 8 Jahi-en
XXVI]
[I 12 J.
Arm schiene
nicht zu ermitteln
normaler Befund
const. n. 10 Jahr.
XXIX
13 J.
Pap]jlade
14 Tage
Achsenknickung
und Funclions-
störung
Unvollständ. Aus-
gleich, d. abnorm.
Verhältn. const. n.
3 J.
XXX
13 J.
Papplade
3 Wochen
genaue Angaben
fehlen
Noi-maler Befund
const. nach 4 J.
XXXI
IB .1.
Gypsverband
5 — 6 Wochen
Heilung m. Ach-
senknickung
Ausgl. nur in ger.
Gr, const, n. 3 J.
27
Fall
Alter des Ort und Dauer der
l'alieiiteii Behandlung
AufVmgl. Ei-gcbii.
Endergebnis
XXXII
33 .1.
Schieneu.Gyps
4 Wochen
Gute Heilung
lt. Anamnese.
Deformit. Achsen-
knickung const n.
1 2 Jahren
XXXIII
37 .1.
Arm schiene
4 Wochen
Heilungm. erheb-
licher Achsen-
knickung
Nur geringe Aus-
gleichung der De-
formität innerhalb
5 .lahren
XXXIV
39 J.
Grjpsverband
4 Wochen
Deforme Heilung,
genaue Daten
fehlen
Eine Ausgig. hat
nur wenig od. gar
nicht stattgefund.
const. n. 12 J.
XXXV
9 J.
Armschiene
3 Wochen
Heilung mit
Achsenknickung
Soll sich nach ca.
2 .1. ausgeglichen
haben. Pata. 92 f
xxx^
^I
IV2.T.
Fixationsver-
band 14 Tage
Heiig. m. Achsen-
knickung, die sich
allmählich verlor.
hal)en soll.
Pat. t
Aus vorstehend angeführten Fällen ergiebt sich, dass eine
Ausgleichung der Deformität der mit Achsenknickung geheilten
Vorderarmbrüche im ersten Decennium des Lebensalters unter
allen Umständen und vollkommen erfolgt. Der Ausgleichungs-
prozess scheint etwa eine Zeit von 3 Jahren in Anspruch zu
nehmen, da nach Ablauf dieser Zeit keine Deformität mehr nach-
weisbar ist, dagegen finden sich vor Ablauf dieser Zeit, wie aus
den Fällen XII, XV und XXIV ersichtlich ist, bei der Unter-
suchung noch mehr oder minder deutlich ausgeprägte Residuen
des stattgehabten Traum.ts. Die Ausgleichung ist im ersten
Decennium eine vollkommene, der beschädigte Arm gleicht als-
28
dann in seinem Veihalten durchaus dem anderseitigen gesunden,
ohne dass auch nur die geringsten Form- oder Längedifferenzen
aufzufinden wären. Von besonderem Interesse ist der Fall X,
wo eine spontan mit erheblicher dorsaler Achsenknickuni;- geheilte
Vorderarmfractur bei einem Mädchen von 4 Jahren sich ausge-
glichen hat, ohne irgendwelche Spuren der früheren Fractur zu
hinterlassen. Jenseits des zehnten, beziehungsweise des zwölften
Lebensjahres scheinen die Verhältnisse für eine Ausgleichung der
Deformität ungünstiger zu liegen, und zwar um so mehr, je höher
das Alter ist, wie sich das an den Fällen XXIX, XXXI —
XXXIV darthun lässt. Mit Hintansetzung des Falles XXIX,
wo das verhältnissmässig jugendliche Alter in Rechnung zu ziehen
ist, resultiren hier mehr oder minder ausgeprägte Deformitäten,
in einem Fall sogar nicht unerhebliche Functionsstörungen.
Aus all diesem ergiebt sich, dass bei Kindern, zumal im
I. Decennium eine Correction der mit Achsenknickung geheilten
Vorderarmbrüche nicht erforderlich ist, vielmehr ist die Nachbe-
handlung lediglich auf Massage und active oder passive Bewegung
zu beschränken. Dagegen dürfte man bei älteren Individuen
eine völlige Ausgleichung der Deformität nicht zu erwarten haben,
und es würde gegebenen Falls eine Correction der Schiefstellung
am Platze sein.
Es ist mir eine an;i;enehme Pflicht, meinem hochverehrten
Lehrer, Herrn Professor Petersen, für die Ueberlassung des
Materials und die gütige Unterstützung bei der Arbeit meinen
wäimsteii Dank auszusprechen.
Literatur.
Billroth und Lühke, Deutsche Chirurgie.
Gu r 1 1, Knochenbrüclie.
Malgaigne, Traites des fractuies et des luxations.
Vita.
Ich, Franz Joseph Dörinj^. Sohn des Bahnhofs rostau-
rateurs Franz Döring und seiner Ehefrau Wilhelmine Döring
geb. Prein, bin geboren am 11. December 1870 zu Münster i. W..
kath. Konfession. Den ersten Unterricht erhielt ich in der Ele-
mentarschule zu Hamm; von Ostern 1882 bis Herbst 1890 be-
suchte ich die Gymnasien zu Hamm, Dorsten und Münster i. W.
Letzteres verliess ich zu genanntem Termin mit dem Zeugniss
der Reife, um in Greifswald Medicin zu studiren. Daselbst be-
stand ich das tentamen physicum am 17. Juli 1892. Von Michaelis
1892 ab studirte ich in Kiel. Hier bestand ich die ärztliche
Staatsprüfung am 25. Juni 1895 und das Examen rigorosum am
16. JuH 1895.
^AMPHLET BINDER
■ Syrocuse, N. Y.
Slockton, Colif.
COLUMBIA UNIVERSITY LIBRARIES (hsl.stxi
RD 101 D73 C.1
Ueber das Endernebnis der mit Achsenknic
2002192241